Ein in Sachen sexualisierter Gewalt halbwegs sensibilisierter Mensch kann sich dieser Tage nur verwundert die Augen reiben—wenn er nicht schon vor Wut schäumt. Die Gewalt am Kölner Hauptbahnhof als singuläres Ereignis darzustellen, als Ausnahme, die von außen über das „gute Deutschland" hereingebrochen ist, schadet von Gewalt Betroffenen mindestens so sehr wie die Verwendung des Begriffs „Antanzen" für die Art der Übergriffe : Ein Wort, das sexualisierte Gewalt und Raub verharmlost, bagatellisiert und exotisiert.
Plötzlich sprechen alle möglichen Medien von Rape Culture—und meinen damit die Rape Culture woanders, also in Tunesien oder in Indien, weil die polizeibekannten Intensivtäter „arabisch" oder „nordafrikanisch" aussehen, also keine weißen Männer waren. Und die Deutsche Polizei-Gewerkschaft (DPolG) vermeldet, dass es „unwahrscheinlich" sei, den Tätern „individuell und konkret" Straftaten nachweisen zu können. Somit sei ungewiss, „ob es im Fall der Übergriffe in Köln auch nur zu einer einzigen Verurteilung kommen wird.“
>> Gemeinsam geschrieben mit Anne Wizorek, weiterlesen auf Vice.com